
Auch beim abendlichen 5-Gänge-Menü. Und er ist ehrlich herzlich gemeint. Das Credo des familiengeführten 4-SterneHotels in Hintertux, die Ehrlichkeit der Gastfreundschaft ist stets spürbar – mittlerweile in fünfter Generation.
Das Tuxertal hat sich in den vergangenen Jahrzehnten aus dem Nichts heraus entwickelt. Am Ende des Tals war es lange Zeit finster. Da waren die Berge, die ewigen, und schließlich einige Landwirte. Mit der Zeit öffneten die ersten von ihnen ihre Häuser für einige Sommergäste, die sich hierher verirrten. Die Anreise war lang, die Idylle dafür unbeschreiblich. Das sprach sich herum. Doch das allein wäre zu wenig gewesen. Wie in jedem Tiroler Tal brauchte es auch im Tuxertal Mutige, die den lebenserhaltenden Puls erschaffen. Und je tiefer das Tal, desto größer mussten der Willen und auch die Sturheit dieser Mutigen sein. Einer von ihnen hieß Ludwig Klausner aus Hintertux. Der Landwirt betreibt von 1936 an gemeinsam mit seiner Frau einen Gastbetrieb in Hintertux, damals bereits mit 24 Betten. Die Kriegsjahre sind vorüber, die Finsternis und der Schrecken sind allerorten einer Aufbruchsstimmung gewichen. In Tirol wird der Winter entdeckt. Ludwig Klausner und sieben weitere Hintertuxer lassen den Gedanken, den Worten Taten folgen. Mit privaten Mitteln bauen sie über die „Schiliftgesellschaft Hintertux 1949“ den ersten Sessellift, betrieben wird der mit einem einfachen Dieselmotor aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen. Für 1 Schilling kann man den Berg hinauf- und hinunterfahren. Eine Sensation im Tal ist das – und alle helfen mit: Die einzige Piste wird von den Skilehrern und Dorfbewohnern „präpariert“. Viele Wintersportier sind es noch nicht, aber sie werden mehr.
Pionier und Visionär
Ludwig Klausner 1951 gerät die aufkeimende Zukunft ins Wanken – eine Lawine zerstört den mit Holzmasten errichteten Sessellift. Man baut ihn wieder auf. Und drei Jahre später wieder ab, denn Stützen aus Holz sind nicht mehr erlaubt. Die Gesellschafter geben nicht auf und bauen den Schlepplift Bichlalm zwischen Hintertux und Neuhintertux. Und der soll wesentlich länger Bestand haben: 30 Jahre lang wird er laufen. Nun kommen auch immer mehr Gäste. Im Gasthof Klausner sind es schon 35 Betten. Es gibt fließendes Wasser und eine Zentralheizung. Die Gastwirtschaft bringt der Familie neben der Landwirtschaft ein immer wichtigeres Zubrot. Auch heute noch genießen die Hotelgäste im Klausnerhof Produkte aus der eigenen Herstellung. Als 1964 die „Hintertuxer Gletscherbahn Gesellschaft“ gegründet wird, ist Ludwig Klausner einer der vier, die den Bau der Bahn stemmen müssen, nachdem die Gemeinde Tux die Beteiligung aussetzt. Der Glaube ist groß. Wie erfolgreich die Geschichte weiterging bis zur heutigen „Ski- & Gletscherwelt Zillertal 3000“ mit ihren 196 Pistenkilometern und dem Ganzjahresskigebiet auf dem Gletscher weiß man heute. 1980 übertrumpft der Winter- den Sommertourismus das erste Mal. Die Vision hat sich erfüllt.
Als Ludwig Klausner 1977 stirbt, folgt ihm sein Sohn Gesellschafter als auch als Hotelier. 65 Betten umfasst das Gasthaus nun, die Zimmer sind mit Bad und WC ausgestattet. 1979 beweist Klausner Weitblick, lässt eine Sauna und einen Whirlpool einbauen. Heute erstreckt sich die wunderschöne „Gletscheroase“ mit Blick auf die Gipfel über zwei Stockwerke. „Herzstück“ Frieda Das heutige Herzstück des Klausnerhofs kommt 1985 nach Hintertux. Gemeinsam mit einer Freundin reist Frieda aus Oberösterreich an ihren ersten Arbeitsplatz am Hintertuxer Hof. Das junge Mädchen stammt aus einer Gastronomenfamilie. Doch nach der Lehre musste sie gehen, das war der Deal. „Ich dachte, ich sterbe erinnert sich Frieda Klausner zurück an das Heimweh, die Einsamkeit im Tal. Und den Käse: „Es gab soviel Käse, ich konnte ihn nicht leiden. Heute liebe ich ihn“, meint sie amüsiert. Doch das Heimweh soll bald anderen Gefühlen weichen. Sie lernt ihren künftigen Mann kennen, Martin, den ältesten Sohn des Klausnerhofs. Von 1988 an arbeiten die beiden gemeinsam im Betrieb. Es ist viel Arbeit, jeder packt überall mit an – mit Leidenschaft und mit Liebe. Was die Eltern vorleben, übernimmt man oft fraglos – wenn es echt und ehrlich ist. So wie bei den Klausners.
„Fluch“ als Ansporn
1999 erkrankt der Seniorchef. Zwei Jahre später stirbt er. Martin und Frieda übernehmen den Klausnerhof. „Ich liebe meinen Beruf, könnte und möchte auch nichts anderes machen“, sagt Frieda Klausner. Und das spüren nicht nur die Gäste, auch die Mitarbeiter im Klausnerhof. Diese sowie Friedas und Martins beide Kinder beide Kinder, die im Betrieb mitarbeiten, teilen und leben die Leidenschaft der „Chefin“ und zeigen diese den Besuchern in jedem Augenblick. Die Zeiten sind heute andere. Die Fragen von so manch wiederkehrendem Gast (ein Ehepaar seit 1956), was es denn neues gäbe, was denn investiert worden sei, die können mitunter Druck bereiten. Einst war fließendes Wasser in den Zimmern eine Sensation, heute kann man fast nichts mehrtoppen, so hoch ist der Standard. „Das ist der Fluch, wenn man ganz oben ist“, sagt Frieda – und lacht gleichzeitig herzlich, denn sie sieht den „Fluch“ als Ansporn.
Angebot für junge Gäste
2008 haben die Klausners das Hotel ausgebaut. Im fünften Stock schwimmt man im Bad mit Außenbereich oder entspannt im beheizten Whirlpool- mit Blick auf den Gletscher. Der ist omnipräsent, sogar im Wein. „Gletscherkönig“ heißt die Kreation des Hauses, Tochter Magdalena ist leidenschaftliche Sommelierin. Mittlerweile wurde der ehemalige Jörgerlhof zugekauft. Dort, im „Landhaus Klausner“ bietet Frieda mit ihrem Team jetzt Unterkunft für den „preisbewussten und jungen Gast“, das À-la-carte-Restaurant „beim Hesser“ leitet Sohn und Koch Stefan. Das Hotel ist das Wohnzimmer der Klausners. Auch in den Wochen, in denen es geschlossen ist, trinken sie ihren Kaffee in der Hotel bar. Das war schon immer so. „Griaß di“ steht in großen Lettern am Eingang. Man ist per Du mit den Gästen. Das gefällt nicht jedem, aber man verstellt sich nicht. Wem es nicht passt, dem passt meistens auch sonst nicht viel: Entweder, man sieht und spürt die Seele – oder aber nicht.