Elena Walch die Ehrgeizige Winzerin aus Südtirol

Innenarchitektur kam für Elena Walch nie in Frage. Das wäre ja auch zu einfach gewesen. Nicht weil sie es nicht interessiert hätte. Nein, weil es keine Herausforderung gewesen wäre. Vorhänge könnten Frauen besser aussuchen als Männer, heißt es. Von Geometrie und Statik hätten sie dagegen wenig Ahnung. Elena Walch studierte dennoch trotzig Architektur ohne das „Innen“ vorneweg, machte sich vor dreißig Jahren selbstständig und plante Häuser. Beweise stehen fest und stabil in Südtirol.

Prestigeweingüter

Dann kam die Hochzeit. Die Starwinzerin Südtirols, wie sie heute genannt wird, heiratete in eine der ältesten Weinfamilien der Region ein. Dort übernahm sie von ihrem Mann zwei Prestigeweingüter, Castel Ringberg und Kastelaz und baute von nun an nach ihren Vorstellungen die Weine aus. Ihr Mann ließ Elena schalten und walten. Und Elena kam, sah und siegte.

Sechs Weingüter

Denn so selbstverständlich wie guter Wein die Kehle findet, so reibungslos integrierte sie sich in die Winzerfamilie. Auch, wenn es anfänglich nicht ganz einfach war. Schließlich arbeitete sie sich als Autodidaktin ohne jegliche Vorkenntnisse in ein völlig neues Metier ein, kreierte neue Riservas und Cuvées und nahm die Verantwortung auf sich, neue Weinberge zum Gut hinzuzukaufen. Seit 1985 kümmert sich Elena Walch um die nun sechs Weingüter Castel Ringberg, Wadleith, Kastelaz, Reitwies, Cashmere und Klughammer, allesamt südlich von Bozen. Sie produziert ausgezeichnete Weine, für die sie wie einst für ihre Architektur Preise bekommt. Im Leben von Elena Walch ist trotz Berufswechsel also Grundlegendes gleich geblieben. Auch, dass sie zur Pizza Bier trinkt – obwohl sie jetzt Winzerin ist.

Elena Walch über Starke Frauen

„Frauen sind heute doch in fast allen Berufen vertreten. Aber immer noch gibt es Vorurteile: Gehen wir zum Zahnarzt und eine Frau sitzt uns gegenüber, fragt man sich: Schafft sie das, hat sie wirklich die Kraft, mir einen Zahn zu ziehen? Mit solchen Vorurteilen hatte auch ich zu kämpfen. Doch was kann eine weibliche Winzerin nicht, was ein männlicher Winzer kann?“

… ihre Stärken

„Ich habe es geschafft, dass mein Name mit meinem Wein verbunden wird. In Zukunft wird es immer wichtiger werden, Produkt und Hersteller miteinander zu verlinken.“

… Winzer-Wetter

„Wenn man im Weinbereich tätig ist, ist man auf das Wetter angewiesen. Man hat ein ganz anderes Bewusstsein, eine andere Verbindung zur Umwelt. Wenn ich aufstehe, schaue ich zuerst aus dem Fenster. Nicht um zu entscheiden, ob ich heute Rock oder Hose trage, sondern ob das Wetter für die Trauben passt.“

… ihr neues Geschäftsfeld

„Ich hatte natürlich ideale Voraussetzungen: die wunderschönen Weingüter der Familie und mein Mann, der mich nicht bremste, sondern unterstützte. Mein Herz war schon immer für die Selbstständigkeit. So kam es, dass ich mich an ein neues Projekt herangewagt habe, das wie die Architektur wieder sehr die Sinne in Anspruch nimmt.“